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Das Echolot - Barbarossa '41
Ein kollektives Tagebuch, Das Echolot-Projekt 1
Buch von Walter Kempowski
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Die br?derliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht tr? in dem, was ihr tun sollt. Seid br?nstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit.
herrnhut r?mer 12,10.11

Andr?ide 1869-1951(S?dfrankreich)
Die k?rzeste Nacht des Jahres. Diese letzten vier Tage waren sch?ner, als man sagen kann: sch?ner, als ich es ertragen konnte. Eine Art Aufruf zum Gl?ck, bei dem die ganze Natur sich zu einer wunderbaren Verz?ckung verschwor und einen Gipfel der Liebe und Freude erreichte, wo dem Menschenwesen nur noch der Tod zu w?nschen bleibt. In einer solchen Nacht m?chte man die Blumen k?ssen, die Rinde der B?e streicheln; irgendeinen jungen gl?henden K?rper umarmen oder bis zur Morgend?erung auf der Suche nach ihm umherstreifen. Allein schlafenzugehen, wozu ich mich gleichwohl entschlie?n mu? erscheint gottlos.

Paul Val? 1871-1945Paris
Die Physiker lassen, was man gestern wu?e, nicht in Ruhe und f?gen hinzu oder verbinden damit, was sie heute morgen gesehen haben. Die Historiker machen nicht so viel Umst?e - und w?end jene damit ringen, Prinzipien, Definitionen, Geometrie und ? Verstehen umzuformen, scheren sich diese darum wenig. Sie liefern die Erz?ung, und eine Erz?ung absorbiert alles - es ist die Form des Formlosen - und die Verf?chung der Beobachtungen, die sie mit sich bringt oder erzwingt, ist unmerklich. Sie k?nnen sich nicht vorstellen, da?die Neuheit (die nicht nur Neuheit der Ereignisse ist - sondern ebensosehr Neuheit der Modi ihrer Aufzeichnung) einen anderen ?historischen? Geist verlangen k?nnte, andere Ausdr?cke - andere Vorsichtsma?ahmen.

Grete D?lker-Rehder 1892-1946Stuttgart
Sonnenwende. Aber wir sind so verstrickt in Menschendinge und aus dem Zusammenhang mit der Natur geraten, da?man der Sonnenwende kaum gedenkt.
Gestern hab ich ein Gedicht gemacht, ?An den Vermi?en?. Ich bin ?ber mich selbst erschrocken. Wie kann man dar?ber ein Gedicht machen? Ich wei?es auch nicht, es flo?aus mir, wie die Tr?n flie?n.

Helmuth James von Moltke 1907-1945Berlin
An seine Frau
Ich komme mir vor, als sei heute der 31. Dezember; es ist so, als beg?e morgen ein neues Jahr. Morgen wird alles anders aussehen und viele Dinge werden uns best?rmen, gegen die wir uns wappnen m?ssen.

Jochen Klepper 1903-1942Stauceni/Rum?en
Sturm in der Morgend?erung, Gew?lk, dann wunderbarer, mattgoldener Sonnenaufgang. 8 Uhr Aufbruch der Autos. Die Fahrt durch die h?geligen W?er sehr sch?n. 12 Uhr Ankunft in Stauceni. ?es Dorf, aber an einem - wenn auch verschilften und sumpfigen - See und Graben, in denen man zur Not baden kann. Es wird ein sch?ner, sch?ner Tag. Sonne und Wind. Wir kampieren im Autobus. Zwei Briefe von Hanni.

Der Assistenzarzt Dr. Hermann T?rk 1909-1976am Bug
Die Spannung w?st auf den H?hepunkt. Im Radio immer noch nichts. Diese Nacht soll es losgehen! Das Wetter ist prima. Hitlerwetter, sagen wir. Morgens kommt Oblt. Kn?tel. Er liegt mit seiner Komp. ganz in unserer N?.
Der Wald hier wimmelt von Panzern, Artillerie und Pferden. Unserem Korps ist n?ich auch die 1. K.D. unterstellt.
Abends kommt der 1 B der Division. Um 3.15 Uhr soll der erste Schu?fallen. Brest-Litowsk soll mit Brand?l, mit 330000 kg beschossen werden. Da k?nnen unsere Nebelwerfer ihren ersten Einsatz zeigen.
Ein leichter Zug unserer Kompanie wird vorgezogen. Er soll an der anderen Seite des Bug einen Hauptverbandsplatz vorbereiten. Stolz zieht Unterarzt Doringer mit seinem Zuge los. - Ich platze bald, da?ich auch diesmal wieder stille sein mu? Aber der Chef beruhigt mich und sagt mir, da?der Zug h?chstwahrscheinlich nicht zum Einsatz kommen w?rde.

Der Leutnant Heinz D?ll *1919am Bug
Am 21. Juni, fr?hmorgens, erhielt ich den Auftrag, eine Stellung oberhalb des Bug-Ufers zu erkunden, um die Ziele auf russischer Seite bek?fen zu k?nnen - vorsorglich, hie?es immer noch.
Das jedoch wollte ich lieber mit ?erster Vorsicht bewerkstelligen. Ich holte mir einige Kanoniere vom 2 cm-Flakzug, vor allem den Entfernungsmesser samt Ger? Wir verkleideten uns mit Strohh?ten, Bauernkitteln und Heugabeln. Dann durchstreiften wir die Wiesen am Bug, dem Grenzflu?zwischen Deutschland und Ru?and. Es war zun?st die Frage zu kl?n, ob das schwere Gesch?tz an das Ufer bugsiert werden konnte f?r einen eventuell vorgesehenen F??bergang. Au?rdem haben wir die Entfernung gemessen zu einem Bunker auf russischer Seite, der mir als m?gliches Ziel angegeben worden war.
Aber so unauff?ig, wie wir wollten, gelang die Vermessung nicht. Aus einem Geb?sch dr?ben trat pl?tzlich eine russische Patrouille mit drei Soldaten in das hohe Gras und ging zum Bug-Ufer, als sie pl?tzlich stutzten. In ihren Gesichtern konnten wir ihre ?erraschung ablesen. Sie hatten unser Entfernungsme?er?von der Seite entdeckt, als wir hinter einem Geb?sch Messungen durchf?hrten und nur nach vorne getarnt waren. Mit Gesten der ?erraschung machten die Russen kehrt und entschwanden schnell unseren Blicken hinter Buschwerk und B?en. (Da war wohl dr?ben eine Meldung f?ig.)
In der Abendd?erung dieses hei?n Tages, des 21. Juni 1941, wurde die Batterie an die Fahrzeuge befohlen. Die Fr?sche in den friedlichen Bug-Wiesen gaben noch ihr vollt?nendes Konzert. Da sa?n wir auf den Zugmaschinen im Walde, als uns ein Aufruf des F?hrers verlesen wurde: ?Soldaten der Ostfront!? Wir waren wie vom Blitz getroffen - trotz aller Zeichen um uns. Also doch. Die Worte des Generals klangen mir noch im Ohr.

Ernst-G?nter Merten 1921-1942Galizien
Wir stehn zum Marsch gegen Ru?and angetreten! Heute nachmittag noch war ich mit Karstedt zur N.L.K., um das fehlende Zubeh?r f?r den einen Funktrupp abzuholen. Dort war schon alles eifrig beim Packen. Als wir etwas sp?r durch den Lagerplatz des [...]. kamen, rissen sie schon die Zeltbahnen von den Schleppd?ern. ?Pa?auf?, sag ich, ?bei uns tun sie das auch schon.? - ?Ach was, unsre sind noch nicht soweit.?
Sie waren es aber wirklich. Und nun geht es alles Schlag auf Schlag: Packen, Verladen; Lt. Schulze verliest den Aufruf des F?hrers an die Ostarmee. Es geht also doch gegen Ru?and! Um 22 Uhr stehen wir abmarschbereit.

Lawrentij Berija 1899-1953Moskau
An Stalin
In der letzten Zeit lassen sich viele Mitarbeiter von gemeinen Provokationen beeinflussen und geraten in Panikstimmung. Die geheimen Mitarbeiter [?] m?ssen wegen der systematischen Desinformation als Handlanger der internationalen Provokateure, die uns gegen Deutschland aufhetzen wollen, zu Lagerstaub zerrieben werden. [?] Der Leiter der Aufkl?ngshauptverwaltung beschwert sich ?ber seinen Oberstleutnant Nowobranetz, der auch die L?ge verbreitet, da?Hitler an unserer Westgrenze 170 Divisionen gegen uns aufmarschieren lassen habe. [?] Aber ich und die mir unterstellten Mitarbeiter, Jossif Wissarionowitsch, denken immer an die weise Vorhersage, nach der Hitler uns im Jahre 1941 nicht ?berfallen wird.

Der General Georgij Shukow 1896-1974Moskau
Am 21. Juni abends rief mich der Stabschef des Kiewer Milit?ezirks, Generalleutnant Purkajew, an und meldete, da?ein deutscher Feldwebel ?bergelaufen sei, der behauptete, die deutschen Truppen bez?gen ihre Bereitstellungsr?e f?r den Angriff, der am 22. Juni fr?h beginne.
Ich berichtete dar?ber sofort dem Volkskommissar und Stalin. Stalin sagte: ?Kommen Sie mit dem Volkskommissar in den Kreml.?
Der Volkskommissar, Generalleutnant Watutin und ich fuhren mit dem Entwurf einer Direktive an die Truppen in den Kreml. Unterwegs verabredeten wir, um jeden Preis den Beschlu?durchzusetzen, die Truppen in Gefechtsbereitschaft zu versetzen.
Stalin empfing uns allein. Er war sichtlich besorgt.
?Ob uns die deutschen Generale diesen ?erl?er nicht untergeschoben haben, um einen Konflikt zu provozieren?? fragte er.
?Nein?, antwortete Timoschenko. ?Wir meinen, da?der ?erl?er die Wahrheit sagt.?
Inzwischen traten die Mitglieder des Politb?ros in Stalins Arbeitszimmer. Stalin informierte sie kurz.
?Was werden wir tun?? fragte Stalin.
Niemand antwortete.
?Man mu?unverz?glich die Direktive erteilen, alle Truppen der Grenzmilit?ezirke in h?chste Gefechtsbereitschaft zu versetzen?, sagte Timoschenko.
?Lesen Sie!? erwiderte Stalin.
Ich las unseren Entwurf vor. Stalin bemerkte: ?Eine solche Weisung ist jetzt verfr?ht, vielleicht l? sich die Sache noch friedlich regeln. Wir m?ssen eine kurze Weisung erteilen, die besagt, da?ein Angriff mit provokatorischen Handlungen deutscher Truppenteile beginnen kann. Die Truppen der Grenzmilit?ezirke d?rfen sich nicht provozieren lassen, um keine Komplikationen hervorzurufen.?
Um keine Zeit zu verlieren, gingen Watutin und ich gleich ins Nebenzimmer und entwarfen schnell eine Direktive des Volkskommissars.
Dann baten wir um die Erlaubnis, den Entwurf vortragen zu d?rfen.
Stalin h?rte ihn sich an, las ihn noch einmal selbst durch, korrigierte einiges und gab ihn dem Volkskommissar zur Unterschrift.
Mit dieser Direktive fuhr Watutin sofort in den Generalstab, um sie gleich an die Milit?ezirke zu ?bermitteln. Die Durchgabe war am [...] 1941 um 0.30 Uhr beendet. Eine Kopie erhielt der Volkskommissar der Seekriegsflotte.
Timoschenko und ich verlie?n Stalin mit gemischten Gef?hlen.

Der Oberleutnant Iwan Kowaljow *1916am Pruth
Sonnabend. ?erall im Land, au?r an der schon im Verlauf des Jahres unruhigen Westgrenze, herrschte gew?hnlicher Hochbetrieb vor dem Ruhetag. Den meisten Menschen lag der Gedanke sicher fern, da?in zehn Stunden das schreckliche Wort ?Krieg? erklingen w?rde. Nur die h?chste milit?olitische F?hrung des Landes war lange vor jenem tragischen Tag ?ber die Vorbereitungen Deutschlands auf den ?erfall der Sowjetunion im Bilde.
Unsere Armee und unser Volk hatten ein grenzenloses Vertrauen zur ?Genialit? Stalins und lie?n sich noch eine Woche vor dem Kriegsausbruch von einer TASS-Erkl?ng einwickeln, nach der Deutschland unter keinen Umst?en den...
Die br?derliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht tr? in dem, was ihr tun sollt. Seid br?nstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit.
herrnhut r?mer 12,10.11

Andr?ide 1869-1951(S?dfrankreich)
Die k?rzeste Nacht des Jahres. Diese letzten vier Tage waren sch?ner, als man sagen kann: sch?ner, als ich es ertragen konnte. Eine Art Aufruf zum Gl?ck, bei dem die ganze Natur sich zu einer wunderbaren Verz?ckung verschwor und einen Gipfel der Liebe und Freude erreichte, wo dem Menschenwesen nur noch der Tod zu w?nschen bleibt. In einer solchen Nacht m?chte man die Blumen k?ssen, die Rinde der B?e streicheln; irgendeinen jungen gl?henden K?rper umarmen oder bis zur Morgend?erung auf der Suche nach ihm umherstreifen. Allein schlafenzugehen, wozu ich mich gleichwohl entschlie?n mu? erscheint gottlos.

Paul Val? 1871-1945Paris
Die Physiker lassen, was man gestern wu?e, nicht in Ruhe und f?gen hinzu oder verbinden damit, was sie heute morgen gesehen haben. Die Historiker machen nicht so viel Umst?e - und w?end jene damit ringen, Prinzipien, Definitionen, Geometrie und ? Verstehen umzuformen, scheren sich diese darum wenig. Sie liefern die Erz?ung, und eine Erz?ung absorbiert alles - es ist die Form des Formlosen - und die Verf?chung der Beobachtungen, die sie mit sich bringt oder erzwingt, ist unmerklich. Sie k?nnen sich nicht vorstellen, da?die Neuheit (die nicht nur Neuheit der Ereignisse ist - sondern ebensosehr Neuheit der Modi ihrer Aufzeichnung) einen anderen ?historischen? Geist verlangen k?nnte, andere Ausdr?cke - andere Vorsichtsma?ahmen.

Grete D?lker-Rehder 1892-1946Stuttgart
Sonnenwende. Aber wir sind so verstrickt in Menschendinge und aus dem Zusammenhang mit der Natur geraten, da?man der Sonnenwende kaum gedenkt.
Gestern hab ich ein Gedicht gemacht, ?An den Vermi?en?. Ich bin ?ber mich selbst erschrocken. Wie kann man dar?ber ein Gedicht machen? Ich wei?es auch nicht, es flo?aus mir, wie die Tr?n flie?n.

Helmuth James von Moltke 1907-1945Berlin
An seine Frau
Ich komme mir vor, als sei heute der 31. Dezember; es ist so, als beg?e morgen ein neues Jahr. Morgen wird alles anders aussehen und viele Dinge werden uns best?rmen, gegen die wir uns wappnen m?ssen.

Jochen Klepper 1903-1942Stauceni/Rum?en
Sturm in der Morgend?erung, Gew?lk, dann wunderbarer, mattgoldener Sonnenaufgang. 8 Uhr Aufbruch der Autos. Die Fahrt durch die h?geligen W?er sehr sch?n. 12 Uhr Ankunft in Stauceni. ?es Dorf, aber an einem - wenn auch verschilften und sumpfigen - See und Graben, in denen man zur Not baden kann. Es wird ein sch?ner, sch?ner Tag. Sonne und Wind. Wir kampieren im Autobus. Zwei Briefe von Hanni.

Der Assistenzarzt Dr. Hermann T?rk 1909-1976am Bug
Die Spannung w?st auf den H?hepunkt. Im Radio immer noch nichts. Diese Nacht soll es losgehen! Das Wetter ist prima. Hitlerwetter, sagen wir. Morgens kommt Oblt. Kn?tel. Er liegt mit seiner Komp. ganz in unserer N?.
Der Wald hier wimmelt von Panzern, Artillerie und Pferden. Unserem Korps ist n?ich auch die 1. K.D. unterstellt.
Abends kommt der 1 B der Division. Um 3.15 Uhr soll der erste Schu?fallen. Brest-Litowsk soll mit Brand?l, mit 330000 kg beschossen werden. Da k?nnen unsere Nebelwerfer ihren ersten Einsatz zeigen.
Ein leichter Zug unserer Kompanie wird vorgezogen. Er soll an der anderen Seite des Bug einen Hauptverbandsplatz vorbereiten. Stolz zieht Unterarzt Doringer mit seinem Zuge los. - Ich platze bald, da?ich auch diesmal wieder stille sein mu? Aber der Chef beruhigt mich und sagt mir, da?der Zug h?chstwahrscheinlich nicht zum Einsatz kommen w?rde.

Der Leutnant Heinz D?ll *1919am Bug
Am 21. Juni, fr?hmorgens, erhielt ich den Auftrag, eine Stellung oberhalb des Bug-Ufers zu erkunden, um die Ziele auf russischer Seite bek?fen zu k?nnen - vorsorglich, hie?es immer noch.
Das jedoch wollte ich lieber mit ?erster Vorsicht bewerkstelligen. Ich holte mir einige Kanoniere vom 2 cm-Flakzug, vor allem den Entfernungsmesser samt Ger? Wir verkleideten uns mit Strohh?ten, Bauernkitteln und Heugabeln. Dann durchstreiften wir die Wiesen am Bug, dem Grenzflu?zwischen Deutschland und Ru?and. Es war zun?st die Frage zu kl?n, ob das schwere Gesch?tz an das Ufer bugsiert werden konnte f?r einen eventuell vorgesehenen F??bergang. Au?rdem haben wir die Entfernung gemessen zu einem Bunker auf russischer Seite, der mir als m?gliches Ziel angegeben worden war.
Aber so unauff?ig, wie wir wollten, gelang die Vermessung nicht. Aus einem Geb?sch dr?ben trat pl?tzlich eine russische Patrouille mit drei Soldaten in das hohe Gras und ging zum Bug-Ufer, als sie pl?tzlich stutzten. In ihren Gesichtern konnten wir ihre ?erraschung ablesen. Sie hatten unser Entfernungsme?er?von der Seite entdeckt, als wir hinter einem Geb?sch Messungen durchf?hrten und nur nach vorne getarnt waren. Mit Gesten der ?erraschung machten die Russen kehrt und entschwanden schnell unseren Blicken hinter Buschwerk und B?en. (Da war wohl dr?ben eine Meldung f?ig.)
In der Abendd?erung dieses hei?n Tages, des 21. Juni 1941, wurde die Batterie an die Fahrzeuge befohlen. Die Fr?sche in den friedlichen Bug-Wiesen gaben noch ihr vollt?nendes Konzert. Da sa?n wir auf den Zugmaschinen im Walde, als uns ein Aufruf des F?hrers verlesen wurde: ?Soldaten der Ostfront!? Wir waren wie vom Blitz getroffen - trotz aller Zeichen um uns. Also doch. Die Worte des Generals klangen mir noch im Ohr.

Ernst-G?nter Merten 1921-1942Galizien
Wir stehn zum Marsch gegen Ru?and angetreten! Heute nachmittag noch war ich mit Karstedt zur N.L.K., um das fehlende Zubeh?r f?r den einen Funktrupp abzuholen. Dort war schon alles eifrig beim Packen. Als wir etwas sp?r durch den Lagerplatz des [...]. kamen, rissen sie schon die Zeltbahnen von den Schleppd?ern. ?Pa?auf?, sag ich, ?bei uns tun sie das auch schon.? - ?Ach was, unsre sind noch nicht soweit.?
Sie waren es aber wirklich. Und nun geht es alles Schlag auf Schlag: Packen, Verladen; Lt. Schulze verliest den Aufruf des F?hrers an die Ostarmee. Es geht also doch gegen Ru?and! Um 22 Uhr stehen wir abmarschbereit.

Lawrentij Berija 1899-1953Moskau
An Stalin
In der letzten Zeit lassen sich viele Mitarbeiter von gemeinen Provokationen beeinflussen und geraten in Panikstimmung. Die geheimen Mitarbeiter [?] m?ssen wegen der systematischen Desinformation als Handlanger der internationalen Provokateure, die uns gegen Deutschland aufhetzen wollen, zu Lagerstaub zerrieben werden. [?] Der Leiter der Aufkl?ngshauptverwaltung beschwert sich ?ber seinen Oberstleutnant Nowobranetz, der auch die L?ge verbreitet, da?Hitler an unserer Westgrenze 170 Divisionen gegen uns aufmarschieren lassen habe. [?] Aber ich und die mir unterstellten Mitarbeiter, Jossif Wissarionowitsch, denken immer an die weise Vorhersage, nach der Hitler uns im Jahre 1941 nicht ?berfallen wird.

Der General Georgij Shukow 1896-1974Moskau
Am 21. Juni abends rief mich der Stabschef des Kiewer Milit?ezirks, Generalleutnant Purkajew, an und meldete, da?ein deutscher Feldwebel ?bergelaufen sei, der behauptete, die deutschen Truppen bez?gen ihre Bereitstellungsr?e f?r den Angriff, der am 22. Juni fr?h beginne.
Ich berichtete dar?ber sofort dem Volkskommissar und Stalin. Stalin sagte: ?Kommen Sie mit dem Volkskommissar in den Kreml.?
Der Volkskommissar, Generalleutnant Watutin und ich fuhren mit dem Entwurf einer Direktive an die Truppen in den Kreml. Unterwegs verabredeten wir, um jeden Preis den Beschlu?durchzusetzen, die Truppen in Gefechtsbereitschaft zu versetzen.
Stalin empfing uns allein. Er war sichtlich besorgt.
?Ob uns die deutschen Generale diesen ?erl?er nicht untergeschoben haben, um einen Konflikt zu provozieren?? fragte er.
?Nein?, antwortete Timoschenko. ?Wir meinen, da?der ?erl?er die Wahrheit sagt.?
Inzwischen traten die Mitglieder des Politb?ros in Stalins Arbeitszimmer. Stalin informierte sie kurz.
?Was werden wir tun?? fragte Stalin.
Niemand antwortete.
?Man mu?unverz?glich die Direktive erteilen, alle Truppen der Grenzmilit?ezirke in h?chste Gefechtsbereitschaft zu versetzen?, sagte Timoschenko.
?Lesen Sie!? erwiderte Stalin.
Ich las unseren Entwurf vor. Stalin bemerkte: ?Eine solche Weisung ist jetzt verfr?ht, vielleicht l? sich die Sache noch friedlich regeln. Wir m?ssen eine kurze Weisung erteilen, die besagt, da?ein Angriff mit provokatorischen Handlungen deutscher Truppenteile beginnen kann. Die Truppen der Grenzmilit?ezirke d?rfen sich nicht provozieren lassen, um keine Komplikationen hervorzurufen.?
Um keine Zeit zu verlieren, gingen Watutin und ich gleich ins Nebenzimmer und entwarfen schnell eine Direktive des Volkskommissars.
Dann baten wir um die Erlaubnis, den Entwurf vortragen zu d?rfen.
Stalin h?rte ihn sich an, las ihn noch einmal selbst durch, korrigierte einiges und gab ihn dem Volkskommissar zur Unterschrift.
Mit dieser Direktive fuhr Watutin sofort in den Generalstab, um sie gleich an die Milit?ezirke zu ?bermitteln. Die Durchgabe war am [...] 1941 um 0.30 Uhr beendet. Eine Kopie erhielt der Volkskommissar der Seekriegsflotte.
Timoschenko und ich verlie?n Stalin mit gemischten Gef?hlen.

Der Oberleutnant Iwan Kowaljow *1916am Pruth
Sonnabend. ?erall im Land, au?r an der schon im Verlauf des Jahres unruhigen Westgrenze, herrschte gew?hnlicher Hochbetrieb vor dem Ruhetag. Den meisten Menschen lag der Gedanke sicher fern, da?in zehn Stunden das schreckliche Wort ?Krieg? erklingen w?rde. Nur die h?chste milit?olitische F?hrung des Landes war lange vor jenem tragischen Tag ?ber die Vorbereitungen Deutschlands auf den ?erfall der Sowjetunion im Bilde.
Unsere Armee und unser Volk hatten ein grenzenloses Vertrauen zur ?Genialit? Stalins und lie?n sich noch eine Woche vor dem Kriegsausbruch von einer TASS-Erkl?ng einwickeln, nach der Deutschland unter keinen Umst?en den...
Details
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik, Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 736 S.
109 s/w Illustr.
109 s/w Fotos
ISBN-13: 9783813502053
ISBN-10: 3813502058
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Kempowski, Walter
knaus, albrecht verlag: Knaus, Albrecht Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Verantwortliche Person für die EU: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, D-81673 München, produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Maße: 225 x 155 x 46 mm
Von/Mit: Walter Kempowski
Erscheinungsdatum: 06.03.2002
Gewicht: 1,063 kg
Artikel-ID: 104403107
Details
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik, Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 736 S.
109 s/w Illustr.
109 s/w Fotos
ISBN-13: 9783813502053
ISBN-10: 3813502058
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Kempowski, Walter
knaus, albrecht verlag: Knaus, Albrecht Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Verantwortliche Person für die EU: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, D-81673 München, produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Maße: 225 x 155 x 46 mm
Von/Mit: Walter Kempowski
Erscheinungsdatum: 06.03.2002
Gewicht: 1,063 kg
Artikel-ID: 104403107
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