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Fotografische Bilder des Klimawandels
Strategien und Bildformeln, Interaktiva, Schriftenreihe des Zentrums für Medien und Interaktivität, Gießen 15
Taschenbuch von Ulrike Heine
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1 EinleitungIm Mai 2010 veröffentlichte das Wissenschaftsmagazin Science einen offenen Brief mit dem Titel »Climate Change and the Integrity of Science«. Er wurde von 255 Mitgliedern der US-amerikanischen National Academy of Science unterschrieben und bezieht sich auf die bis dahin »jüngste Eskalation politischer Anfeindungen« , mit denen sich Wissenschaftler im Allgemeinen und Klimawissenschaftler im Besonderen konfrontiert sehen. Die Autoren sprechen die Aufarbeitung des sogenannten Climategate an - sowohl vonseiten unabhängiger politischer Gremien in den USA und Großbritannien als auch in der Blogosphäre. Die Diskussion entwickelte sich, nachdem die gehackte E-Mail-Korrespondenz von Klimaforschern der Climate Research Unit an der East Anglia University in England im November 2009 online zugänglich gemacht wurde. Kritisch gelesen gibt die teilweise sehr informelle Korrespondenz zwischen vier an der Unit tätigen Forschern Anlass zu Spekulationen, wissenschaftliche Messdaten seien möglicherweise so modifiziert worden, dass sie den Zusammenhang zwischen globalem Temperaturanstieg und CO2-Ausstoß argumentativ stützen [...] Wissenschaftler reagierten mit einem offenen Brief im Science-Magazin auf diesen vermeintlichen Skandal, fassen dabei die zentralen Erkenntnisse der Klimaforschung, über die in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft Konsens besteht, zusammen und appellieren daran, die Unabhängigkeit der Forschung zu [...] Beitrag wurde nur kurz nach seiner Veröffentlichung ebenfalls zum kontroversen Gegenstand in der Blogosphäre, allerdings nicht wegen der im Artikel formulierten Thesen, sondern aufgrund der Abbildung, welche die Redakteure der Zeitschrift zur Illustration des Beitrags verwendeten. In die linke der beiden Textspalten der ersten Seite des Artikels gesetzt zeigt ein annähernd quadratisches Bild (Abb. 1) einen Eisbären, der auf einer nur wenige Quadratmeter großen Eisscholle auf dem offenen Meer treibt. Die Beschaulichkeit und getragene Stille des Bildes, verstärkt durch die unbewegte Wasseroberfläche, täuscht über die lebensbedrohlichen Implikationen der Szenerie hinweg: Trifft der Eisbär nicht bald auf eine Packeisdecke, muss er die Suche nach Nahrung schwimmend fortsetzen. Obwohl Eisbären zähe Schwimmer und Faster sind, ertrinken immer mehr Tiere bei der Nahrungssuche im Sommer, da das saisonale Packeis schmilzt und Robben und Walrosse, die hauptsächliche Nahrung der Eisbären, aus deren Reichweite [...] dem Eisbären auf der Scholle haben die Science-Redakteure ein Motiv gewählt, das in zahlreichen Kontexten als Illustration für die durch den Klimawandel verursachte polare Schmelze und der damit einhergehenden Zerstörung des Habitats der Tiere verwendet wird. Aber nicht das Motiv selbst oder seine Ubiquität waren Anstoß für die umfassende Kritik. Vielmehr rückte ins Zentrum, dass es sich bei dem Bild nicht um eine Fotografie handelt, sondern um eine mit Grafiksoftware erstellte [...]. 1: Coldimages, »The Last Polar Bear«, 2011, computergeneriertes Bild(© [...] Diskussion, die sich im Frühjahr 2010 in Blogs und Online-Foren um das Bild entfaltete, gibt Aufschluss über die Funktionen, die Fotografien in der medialen Vermittlung des Klimawandels zugewiesen werden. Einerseits zeugt die Entscheidung, den offenen Brief zu illustrieren, von der generellen Bedeutung, die man visuellen Botschaften - vor allem Fotografien - bei der Präsentation klimawissenschaftlicher Thesen beimisst. Andererseits zeigt sich an der Kontroverse um die Verwendung des Bildes der noch immer starke Glaube an die Objektivität und Wirklichkeitstreue des Mediums Fotografie. Eine echte Fotografie durch ein computergeneriertes Bild zu ersetzen, unterminiert scheinbar nicht nur die Aussage des Bildes, sondern auch die Glaubwürdigkeit des [...] diese Beobachtungen anschließend lässt sich gleich eine Reihe von relevanten Fragen für die Untersuchung fotografischer Bilder innerhalb
1 EinleitungIm Mai 2010 veröffentlichte das Wissenschaftsmagazin Science einen offenen Brief mit dem Titel »Climate Change and the Integrity of Science«. Er wurde von 255 Mitgliedern der US-amerikanischen National Academy of Science unterschrieben und bezieht sich auf die bis dahin »jüngste Eskalation politischer Anfeindungen« , mit denen sich Wissenschaftler im Allgemeinen und Klimawissenschaftler im Besonderen konfrontiert sehen. Die Autoren sprechen die Aufarbeitung des sogenannten Climategate an - sowohl vonseiten unabhängiger politischer Gremien in den USA und Großbritannien als auch in der Blogosphäre. Die Diskussion entwickelte sich, nachdem die gehackte E-Mail-Korrespondenz von Klimaforschern der Climate Research Unit an der East Anglia University in England im November 2009 online zugänglich gemacht wurde. Kritisch gelesen gibt die teilweise sehr informelle Korrespondenz zwischen vier an der Unit tätigen Forschern Anlass zu Spekulationen, wissenschaftliche Messdaten seien möglicherweise so modifiziert worden, dass sie den Zusammenhang zwischen globalem Temperaturanstieg und CO2-Ausstoß argumentativ stützen [...] Wissenschaftler reagierten mit einem offenen Brief im Science-Magazin auf diesen vermeintlichen Skandal, fassen dabei die zentralen Erkenntnisse der Klimaforschung, über die in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft Konsens besteht, zusammen und appellieren daran, die Unabhängigkeit der Forschung zu [...] Beitrag wurde nur kurz nach seiner Veröffentlichung ebenfalls zum kontroversen Gegenstand in der Blogosphäre, allerdings nicht wegen der im Artikel formulierten Thesen, sondern aufgrund der Abbildung, welche die Redakteure der Zeitschrift zur Illustration des Beitrags verwendeten. In die linke der beiden Textspalten der ersten Seite des Artikels gesetzt zeigt ein annähernd quadratisches Bild (Abb. 1) einen Eisbären, der auf einer nur wenige Quadratmeter großen Eisscholle auf dem offenen Meer treibt. Die Beschaulichkeit und getragene Stille des Bildes, verstärkt durch die unbewegte Wasseroberfläche, täuscht über die lebensbedrohlichen Implikationen der Szenerie hinweg: Trifft der Eisbär nicht bald auf eine Packeisdecke, muss er die Suche nach Nahrung schwimmend fortsetzen. Obwohl Eisbären zähe Schwimmer und Faster sind, ertrinken immer mehr Tiere bei der Nahrungssuche im Sommer, da das saisonale Packeis schmilzt und Robben und Walrosse, die hauptsächliche Nahrung der Eisbären, aus deren Reichweite [...] dem Eisbären auf der Scholle haben die Science-Redakteure ein Motiv gewählt, das in zahlreichen Kontexten als Illustration für die durch den Klimawandel verursachte polare Schmelze und der damit einhergehenden Zerstörung des Habitats der Tiere verwendet wird. Aber nicht das Motiv selbst oder seine Ubiquität waren Anstoß für die umfassende Kritik. Vielmehr rückte ins Zentrum, dass es sich bei dem Bild nicht um eine Fotografie handelt, sondern um eine mit Grafiksoftware erstellte [...]. 1: Coldimages, »The Last Polar Bear«, 2011, computergeneriertes Bild(© [...] Diskussion, die sich im Frühjahr 2010 in Blogs und Online-Foren um das Bild entfaltete, gibt Aufschluss über die Funktionen, die Fotografien in der medialen Vermittlung des Klimawandels zugewiesen werden. Einerseits zeugt die Entscheidung, den offenen Brief zu illustrieren, von der generellen Bedeutung, die man visuellen Botschaften - vor allem Fotografien - bei der Präsentation klimawissenschaftlicher Thesen beimisst. Andererseits zeigt sich an der Kontroverse um die Verwendung des Bildes der noch immer starke Glaube an die Objektivität und Wirklichkeitstreue des Mediums Fotografie. Eine echte Fotografie durch ein computergeneriertes Bild zu ersetzen, unterminiert scheinbar nicht nur die Aussage des Bildes, sondern auch die Glaubwürdigkeit des [...] diese Beobachtungen anschließend lässt sich gleich eine Reihe von relevanten Fragen für die Untersuchung fotografischer Bilder innerhalb
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 352 S.
ISBN-13: 9783593510668
ISBN-10: 3593510669
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Heine, Ulrike
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Ulrike Heine
Erscheinungsdatum: 18.09.2019
Gewicht: 0,444 kg
Artikel-ID: 114894623
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Fachbereich: Medienwissenschaften
Genre: Medienwissenschaften, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 352 S.
ISBN-13: 9783593510668
ISBN-10: 3593510669
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Heine, Ulrike
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Ulrike Heine
Erscheinungsdatum: 18.09.2019
Gewicht: 0,444 kg
Artikel-ID: 114894623
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