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Holzbein und Eisenhand
Prothesen in der Frühen Neuzeit, Disability History 7
Taschenbuch von Mareike Heide
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1. Einleitung1.1 Relevanz und Fragestellung»Das habe ich noch nie gehört. Wie kommt man dazu?«. »Interessant. Wieso beschäftigt man sich mit so einem ernsten Thema, wenn man nicht selbst betroffen ist?«. »Wie sind Sie denn darauf gekommen?« - Dies sind nur einige der frequently asked questions, wenn man sich der Disability History widmet. Dem ist entgegenzuhalten, dass Behinderung (und vor allem auch der Umgang damit) ein Thema ist, das die gesamte Gesellschaft etwas angeht - ob man selbst davon betroffen ist oder nicht. Zu betonen ist auch, dass Behinderung nicht gleich Behinderung ist. Inzwischen ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser Zuschreibung ein hoch komplexer und von vielen Einflüssen bestimmter, konstruktivistischer Prozess vorausgeht. Und dass Behinderung potentiell jeden betreffen kann. Doch in der Vorstellung vieler Menschen ist Behinderung »zu weit weg«, als dass sie Anlass hätten, sich damit auseinander zu setzen - oft wollen sie es auch bewusst nicht. Dabei leben wir in einer Zeit, in der Inklusion immer öfter thematisiert und eingefordert wird. 2008 trat die sogenannte Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) in Kraft, 2010 verabschiedete die Europäische Kommission die sogenannte »Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderung 2010-2020«, um den in der UN-Konvention festgelegten Zielen eine konkrete Handlungsstrategie beizugeben. Ein Jahr vor Ablauf der definierten Frist zur Umsetzung ist allerdings noch wenig passiert. Weder konnte das Europäische Gesetz zur Barrierefreiheit er-folgreich auf den Weg gebracht werden, noch gab es Fortschritte hinsichtlich der Einführung eines EU-Behindertenausweises. Es bedarf noch wesentlich größerer Öffentlichkeit für das Thema Behinderung, um auch politisch mehr bewegen zu können. Sport erweist sich in diesem Zusammenhang als ein wertvoller Mittler. Mit der im letzten Jahrzehnt immer größer werdenden Popularität der Paralympischen Spiele erhielt auch das Thema Behinderung im Allgemeinen eine weitere wirkungsvolle Plattform, um noch immer existierende gesellschaftliche und strukturelle Probleme im Umgang mit Menschen mit Behinderung zu thematisieren. Die gestiegene Bekanntheit des Behindertensports spiegelt sich auch in der intensiveren Berichterstattung wider, in der auch das Leben und die Schicksale der Parasportler thematisiert werden. So erhalten auch mehr Menschen ohne Behinderung durch den Mittler Sport Einblick in die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung. In Interviews und Print- sowie Fernsehberichten wird thematisiert, wie jemand mit seiner Behinderung aufwuchs oder nach einem Unfall mit seiner Behinderung zu leben lernte, welchen Hindernissen und Vorurteilen Betroffene gegenüber standen und stehen oder sogar, ob diese Person jemals mit seinem Schicksal [...] Thema Prothesen oder prothetische Hilfsmittel wird dabei regelmäßig angesprochen: Ob es um die Frage geht, wie ein Hilfsmittel die eigene Wahrnehmung vom Grad der Beeinträchtigung beeinflussen kann - so berichtet Paralympicssiegerin Andrea Eskau beispielsweise: »Mit dem Handbike fühle ich mich gleichberechtigt. Damit kann ich alles alleine machen [...]. Mit dem Schlitten bekomme ich sehr oft meine Unfähigkeit präsentiert.« - oder aber die Frage, inwieweit eine Prothese ihrem Träger Vorteile gegenüber Menschen ohne Behinderung verschafft, wie es im Fall der Teilnahme Oscar Pistorius' an den Olympischen Spielen lange diskutiert wurde. So wird durch den Parasport zunehmend auch in der Öffentlichkeit präsent, was vor den 2000er Jahren meist nur für Betroffene und deren Angehörige bekannt war und sie beschäftigte. Dies ist ein wichtiger Schritt zu einer besseren Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft. Dabei spielen Toleranz, Respekt und Akzeptanz auf beiden Seiten eine große Rolle. Persönliche Erfolgsgeschichten wie die von Vanessa Low oder David Behre sind in diesem Prozess ermutigend, aber auch Unterstützungsangebote sind essenziell. Denn was
1. Einleitung1.1 Relevanz und Fragestellung»Das habe ich noch nie gehört. Wie kommt man dazu?«. »Interessant. Wieso beschäftigt man sich mit so einem ernsten Thema, wenn man nicht selbst betroffen ist?«. »Wie sind Sie denn darauf gekommen?« - Dies sind nur einige der frequently asked questions, wenn man sich der Disability History widmet. Dem ist entgegenzuhalten, dass Behinderung (und vor allem auch der Umgang damit) ein Thema ist, das die gesamte Gesellschaft etwas angeht - ob man selbst davon betroffen ist oder nicht. Zu betonen ist auch, dass Behinderung nicht gleich Behinderung ist. Inzwischen ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser Zuschreibung ein hoch komplexer und von vielen Einflüssen bestimmter, konstruktivistischer Prozess vorausgeht. Und dass Behinderung potentiell jeden betreffen kann. Doch in der Vorstellung vieler Menschen ist Behinderung »zu weit weg«, als dass sie Anlass hätten, sich damit auseinander zu setzen - oft wollen sie es auch bewusst nicht. Dabei leben wir in einer Zeit, in der Inklusion immer öfter thematisiert und eingefordert wird. 2008 trat die sogenannte Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN) in Kraft, 2010 verabschiedete die Europäische Kommission die sogenannte »Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderung 2010-2020«, um den in der UN-Konvention festgelegten Zielen eine konkrete Handlungsstrategie beizugeben. Ein Jahr vor Ablauf der definierten Frist zur Umsetzung ist allerdings noch wenig passiert. Weder konnte das Europäische Gesetz zur Barrierefreiheit er-folgreich auf den Weg gebracht werden, noch gab es Fortschritte hinsichtlich der Einführung eines EU-Behindertenausweises. Es bedarf noch wesentlich größerer Öffentlichkeit für das Thema Behinderung, um auch politisch mehr bewegen zu können. Sport erweist sich in diesem Zusammenhang als ein wertvoller Mittler. Mit der im letzten Jahrzehnt immer größer werdenden Popularität der Paralympischen Spiele erhielt auch das Thema Behinderung im Allgemeinen eine weitere wirkungsvolle Plattform, um noch immer existierende gesellschaftliche und strukturelle Probleme im Umgang mit Menschen mit Behinderung zu thematisieren. Die gestiegene Bekanntheit des Behindertensports spiegelt sich auch in der intensiveren Berichterstattung wider, in der auch das Leben und die Schicksale der Parasportler thematisiert werden. So erhalten auch mehr Menschen ohne Behinderung durch den Mittler Sport Einblick in die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung. In Interviews und Print- sowie Fernsehberichten wird thematisiert, wie jemand mit seiner Behinderung aufwuchs oder nach einem Unfall mit seiner Behinderung zu leben lernte, welchen Hindernissen und Vorurteilen Betroffene gegenüber standen und stehen oder sogar, ob diese Person jemals mit seinem Schicksal [...] Thema Prothesen oder prothetische Hilfsmittel wird dabei regelmäßig angesprochen: Ob es um die Frage geht, wie ein Hilfsmittel die eigene Wahrnehmung vom Grad der Beeinträchtigung beeinflussen kann - so berichtet Paralympicssiegerin Andrea Eskau beispielsweise: »Mit dem Handbike fühle ich mich gleichberechtigt. Damit kann ich alles alleine machen [...]. Mit dem Schlitten bekomme ich sehr oft meine Unfähigkeit präsentiert.« - oder aber die Frage, inwieweit eine Prothese ihrem Träger Vorteile gegenüber Menschen ohne Behinderung verschafft, wie es im Fall der Teilnahme Oscar Pistorius' an den Olympischen Spielen lange diskutiert wurde. So wird durch den Parasport zunehmend auch in der Öffentlichkeit präsent, was vor den 2000er Jahren meist nur für Betroffene und deren Angehörige bekannt war und sie beschäftigte. Dies ist ein wichtiger Schritt zu einer besseren Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft. Dabei spielen Toleranz, Respekt und Akzeptanz auf beiden Seiten eine große Rolle. Persönliche Erfolgsgeschichten wie die von Vanessa Low oder David Behre sind in diesem Prozess ermutigend, aber auch Unterstützungsangebote sind essenziell. Denn was
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Geisteswissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik
Jahrhundert: Neuzeit
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 384 S.
ISBN-13: 9783593510361
ISBN-10: 3593510367
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Heide, Mareike
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 24 mm
Von/Mit: Mareike Heide
Erscheinungsdatum: 18.09.2019
Gewicht: 0,488 kg
Artikel-ID: 114894599
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Geisteswissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik
Jahrhundert: Neuzeit
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 384 S.
ISBN-13: 9783593510361
ISBN-10: 3593510367
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Heide, Mareike
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 24 mm
Von/Mit: Mareike Heide
Erscheinungsdatum: 18.09.2019
Gewicht: 0,488 kg
Artikel-ID: 114894599
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