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Beschreibung
"Es war Frühling 1998. Die Zeitungen waren voll von Berichten über Zwangsarbeiter und über den Kunstraub der Nazis, über Bankkonten mit Geschichte, aber ohne Gegenwart, über den Betrug der Zweiten Republik an den Verfolgten des Dritten Reichs. Es wurde zwar nicht so viel darüber geschrieben wie über die Skandale der Gegenwart - aber immerhin: es wurde geschrieben, und es wurde kommentiert und diskutiert. Von amerikanischen Anwälten war die Rede, die Banken und Unternehmen Österreichs mit Klagen bedrohten, sollten diese nicht den seinerzeit Diskriminierten, den Vertriebenen und Erben der Ermordeten Entschädigungen zahlen. Politiker und Politikerinnen versprachen mit ernsten Gesichtern - spät, aber doch - Gerechtigkeit und redeten von "Großzügigkeit", die sie walten lassen wollten. Kommissionen und Beiräte wurden installiert, um das schlechte Gewissen der Staatslenker in geordnete Bahnen zu führen.
Georg T. las das alles, und die vielen Nachrichten machten Eindruck auf ihn. U nd wenn er auch dachte, dass den Worten der Politiker und Politikerinnen ohnehin nicht zu trauen ist, begann er sich doch zu fragen, was sich wahrscheinlich viele jener, die überlebt hatten, in diesen Tagen gefragt haben: War da nicht etwas gewesen? Die elterliche Wohnung? Die Firma des Vaters? Vielleicht ein Barvermögen? Und waren in der Wohnung nicht schöne Bilder und Möbel gewesen? Öffnete sich da gar ein Weg, um endlich nicht mehr Tag für Tag in die Arbeit gehen zu müssen? Zeigte sich da unerwartet ein Hoffnungsschimmer, sich endlich zurückziehen, die letzten bevorstehenden Jahre genießen, vielleicht sogar Reisen unternehmen zu können, so wie es viele seines Alters tun? Würde da endlich der Wunsch erfüllt, nicht mehr jenes seltsame Geschöpf von über 75 Jahren sein zu müssen, das einem Beruf nachgeht, den er, wenn nur irgend möglich, längst hatte quittieren wollen?"
Georg T. las das alles, und die vielen Nachrichten machten Eindruck auf ihn. U nd wenn er auch dachte, dass den Worten der Politiker und Politikerinnen ohnehin nicht zu trauen ist, begann er sich doch zu fragen, was sich wahrscheinlich viele jener, die überlebt hatten, in diesen Tagen gefragt haben: War da nicht etwas gewesen? Die elterliche Wohnung? Die Firma des Vaters? Vielleicht ein Barvermögen? Und waren in der Wohnung nicht schöne Bilder und Möbel gewesen? Öffnete sich da gar ein Weg, um endlich nicht mehr Tag für Tag in die Arbeit gehen zu müssen? Zeigte sich da unerwartet ein Hoffnungsschimmer, sich endlich zurückziehen, die letzten bevorstehenden Jahre genießen, vielleicht sogar Reisen unternehmen zu können, so wie es viele seines Alters tun? Würde da endlich der Wunsch erfüllt, nicht mehr jenes seltsame Geschöpf von über 75 Jahren sein zu müssen, das einem Beruf nachgeht, den er, wenn nur irgend möglich, längst hatte quittieren wollen?"
"Es war Frühling 1998. Die Zeitungen waren voll von Berichten über Zwangsarbeiter und über den Kunstraub der Nazis, über Bankkonten mit Geschichte, aber ohne Gegenwart, über den Betrug der Zweiten Republik an den Verfolgten des Dritten Reichs. Es wurde zwar nicht so viel darüber geschrieben wie über die Skandale der Gegenwart - aber immerhin: es wurde geschrieben, und es wurde kommentiert und diskutiert. Von amerikanischen Anwälten war die Rede, die Banken und Unternehmen Österreichs mit Klagen bedrohten, sollten diese nicht den seinerzeit Diskriminierten, den Vertriebenen und Erben der Ermordeten Entschädigungen zahlen. Politiker und Politikerinnen versprachen mit ernsten Gesichtern - spät, aber doch - Gerechtigkeit und redeten von "Großzügigkeit", die sie walten lassen wollten. Kommissionen und Beiräte wurden installiert, um das schlechte Gewissen der Staatslenker in geordnete Bahnen zu führen.
Georg T. las das alles, und die vielen Nachrichten machten Eindruck auf ihn. U nd wenn er auch dachte, dass den Worten der Politiker und Politikerinnen ohnehin nicht zu trauen ist, begann er sich doch zu fragen, was sich wahrscheinlich viele jener, die überlebt hatten, in diesen Tagen gefragt haben: War da nicht etwas gewesen? Die elterliche Wohnung? Die Firma des Vaters? Vielleicht ein Barvermögen? Und waren in der Wohnung nicht schöne Bilder und Möbel gewesen? Öffnete sich da gar ein Weg, um endlich nicht mehr Tag für Tag in die Arbeit gehen zu müssen? Zeigte sich da unerwartet ein Hoffnungsschimmer, sich endlich zurückziehen, die letzten bevorstehenden Jahre genießen, vielleicht sogar Reisen unternehmen zu können, so wie es viele seines Alters tun? Würde da endlich der Wunsch erfüllt, nicht mehr jenes seltsame Geschöpf von über 75 Jahren sein zu müssen, das einem Beruf nachgeht, den er, wenn nur irgend möglich, längst hatte quittieren wollen?"
Georg T. las das alles, und die vielen Nachrichten machten Eindruck auf ihn. U nd wenn er auch dachte, dass den Worten der Politiker und Politikerinnen ohnehin nicht zu trauen ist, begann er sich doch zu fragen, was sich wahrscheinlich viele jener, die überlebt hatten, in diesen Tagen gefragt haben: War da nicht etwas gewesen? Die elterliche Wohnung? Die Firma des Vaters? Vielleicht ein Barvermögen? Und waren in der Wohnung nicht schöne Bilder und Möbel gewesen? Öffnete sich da gar ein Weg, um endlich nicht mehr Tag für Tag in die Arbeit gehen zu müssen? Zeigte sich da unerwartet ein Hoffnungsschimmer, sich endlich zurückziehen, die letzten bevorstehenden Jahre genießen, vielleicht sogar Reisen unternehmen zu können, so wie es viele seines Alters tun? Würde da endlich der Wunsch erfüllt, nicht mehr jenes seltsame Geschöpf von über 75 Jahren sein zu müssen, das einem Beruf nachgeht, den er, wenn nur irgend möglich, längst hatte quittieren wollen?"
Details
Erscheinungsjahr: | 2014 |
---|---|
Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Reihe: | Die Bibliothek des Raubes |
Inhalt: | Gebunden |
ISBN-13: | 9783707600018 |
ISBN-10: | 3707600017 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Czernin, Hubertus |
Hersteller: |
Czernin
Czernin Verlags GmbH |
Maße: | 179 x 134 x 12 mm |
Von/Mit: | Hubertus Czernin |
Erscheinungsdatum: | 15.12.2014 |
Gewicht: | 0,145 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2014 |
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Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Reihe: | Die Bibliothek des Raubes |
Inhalt: | Gebunden |
ISBN-13: | 9783707600018 |
ISBN-10: | 3707600017 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Czernin, Hubertus |
Hersteller: |
Czernin
Czernin Verlags GmbH |
Maße: | 179 x 134 x 12 mm |
Von/Mit: | Hubertus Czernin |
Erscheinungsdatum: | 15.12.2014 |
Gewicht: | 0,145 kg |
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