Zum Hauptinhalt springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Kulturen des Alterns
Plädoyers für ein gutes Leben bis ins hohe Alter
Taschenbuch von Harm-Peer Zimmermann
Sprache: Deutsch

52,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Aktuell nicht verfügbar

Kategorien:
Beschreibung
Vorwort

Anlässlich seines 80. Geburtstages gab der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg im Mai 2014 ein Interview zum Thema Altern. Keine Spur von Altersmüdigkeit ließ Adolf Muschg erkennen, im Gegenteil: Er zeigte sich mit Hoffnung unterwegs, Ernst Bloch im Tornister. Gerade weil es eine kritische Lebensphase sei, werde das Alter zur Instanz der Kritik - der Kritik an einer sozusagen überdrehten Zivilisation: "Mehr Geld, mehr Quote, mehr Erfolg" - mehr, mehr, mehr. Was will man mehr oder anderes?
Im Alter spüren wir zunehmend unsere Grenzen. Wir können oft nicht mehr mithalten, staunen etwa über die Geschwindigkeit, in der junge Leute mit ihren flinken Daumen simsen und twittern - diese 'Däumlinge der digitalen Welt', wie ein anderer großer Schriftsteller, Günter Grass, die jugendlichen Dauernutzer von neuen Medien genannt hat. Mehr und mehr wird mit dem Alter das Mehr-Mehr-Mehr obsolet und kritisch. Warum sollten wir stets und überall mithalten? Nicht einmal die Jugend schafft das, wenigstens nicht auf allen Gebieten, und schon gar nicht auf allen Gebieten gleichzeitig. Wo wollen wir mithalten und wo nicht? Und überhaupt: Liegt nicht "der Schlüssel zum guten Leben" ganz woanders? Wäre es nicht an der Zeit, uns auf einen anderen Lebensmodus zu besinnen und zu verständigen, um "unser Glück zu finden", fragt Adolf Muschg.
Das Alter verkörpert einen alternativen Lebensmodus. Nicht nur, dass es die Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr infrage stellt, sondern auch und vor allem, dass es eine andere Art und Weise der Lebensführung verlangt, macht es zum lebendigen Plädoyer für eine andere Kultur und Gesellschaft, eine langsame, ruhige, besonnene - womöglich menschwürdigere? "Das Nichtmehrmüssen ist die gute Seite des Nichtmehrkönnens", sagt Adolf Muschg. Indem es vieles nicht mehr kann, zeigt das Alter auch der Jugend, dass man vieles gar nicht muss. Damit wird das Alter zum lebendigen "Ausdruck der Freiheit", nämlich der Freiheit, einer zivilisatorischen Dynamik zu widerstehen, von der unsere Kultur und Gesellschaft "zwanghaft fortgetrieben wird", als sei sie von der Tarantel gestochen.
Indem es Grenzen spürt und erkennt, ruft das Alter die Bedeutung von Grenzen in Erinnerung. Das sind zunächst Grenzen des Wachstums. Das Alter lehrt, so Muschg, "unser Glück zu finden in dem, was wir lassen können" - im Unterlassen, Ablassen, Loslassen. Das sind sodann Grenzen, derer das Leben selber bedarf. Das Alter lehrt, "dass wir unsere Grenzen als verbindlich betrachten", aber nicht wie Grenzbeamte, sondern ganz anders - wie Künstler: "wie bei einem Kunstwerk die Form", so sind Grenzen, Maß und Gestaltung "der Schlüssel zu einem guten Leben" im Alter (wie übrigens in allen Lebensphasen). Wohingegen unter der Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr sich das Leben in einer furiosen Halt-, Maß- und Ziellosigkeit erschöpft.
Das Alter, das gemeinhin mit Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht wird - Adolf Muschg kürt es zur Avantgarde des Lebens und der Lebenskunst. Und was kulturwissenschaftlich besonders reizvoll ist: Adolf Muschg veranschaulicht seine Überlegungen an kulturellen Beispielen aus fern und nah - an afrikanischen Meistern der Lebenskunst ebenso wie an chinesischen Tuschmeistern: "Ich denke [auch] an einige japanische Meister, wunderbare alte Narren, aber auch an den einen oder andern Handwerker oder Gärtner in meiner Nähe." Heute schauen wir auf andere Kulturen immer auch, um von ihnen zu lernen. Und wir schauen, welche Ressourcen unsere eigene Kultur bereithält, damit unser Leben nicht bloß "zwanghaft fortgetrieben wird", sondern um es bewusst zu gestalten, eine Lebenskunst zu entwickeln - gerade im Alter. Als kulturwissenschaftliche Altersforscherinnen und Altersforscher interessieren wir uns besonders für kulturelle Formen, in denen das Alter nicht bloß als eine Belastung, eine Last oder gar als ein "Massaker" erscheint - um das harte Wort eines weiteren großen alten Schriftstellers, Philip Roth, aufzugreifen. W
Vorwort

Anlässlich seines 80. Geburtstages gab der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg im Mai 2014 ein Interview zum Thema Altern. Keine Spur von Altersmüdigkeit ließ Adolf Muschg erkennen, im Gegenteil: Er zeigte sich mit Hoffnung unterwegs, Ernst Bloch im Tornister. Gerade weil es eine kritische Lebensphase sei, werde das Alter zur Instanz der Kritik - der Kritik an einer sozusagen überdrehten Zivilisation: "Mehr Geld, mehr Quote, mehr Erfolg" - mehr, mehr, mehr. Was will man mehr oder anderes?
Im Alter spüren wir zunehmend unsere Grenzen. Wir können oft nicht mehr mithalten, staunen etwa über die Geschwindigkeit, in der junge Leute mit ihren flinken Daumen simsen und twittern - diese 'Däumlinge der digitalen Welt', wie ein anderer großer Schriftsteller, Günter Grass, die jugendlichen Dauernutzer von neuen Medien genannt hat. Mehr und mehr wird mit dem Alter das Mehr-Mehr-Mehr obsolet und kritisch. Warum sollten wir stets und überall mithalten? Nicht einmal die Jugend schafft das, wenigstens nicht auf allen Gebieten, und schon gar nicht auf allen Gebieten gleichzeitig. Wo wollen wir mithalten und wo nicht? Und überhaupt: Liegt nicht "der Schlüssel zum guten Leben" ganz woanders? Wäre es nicht an der Zeit, uns auf einen anderen Lebensmodus zu besinnen und zu verständigen, um "unser Glück zu finden", fragt Adolf Muschg.
Das Alter verkörpert einen alternativen Lebensmodus. Nicht nur, dass es die Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr infrage stellt, sondern auch und vor allem, dass es eine andere Art und Weise der Lebensführung verlangt, macht es zum lebendigen Plädoyer für eine andere Kultur und Gesellschaft, eine langsame, ruhige, besonnene - womöglich menschwürdigere? "Das Nichtmehrmüssen ist die gute Seite des Nichtmehrkönnens", sagt Adolf Muschg. Indem es vieles nicht mehr kann, zeigt das Alter auch der Jugend, dass man vieles gar nicht muss. Damit wird das Alter zum lebendigen "Ausdruck der Freiheit", nämlich der Freiheit, einer zivilisatorischen Dynamik zu widerstehen, von der unsere Kultur und Gesellschaft "zwanghaft fortgetrieben wird", als sei sie von der Tarantel gestochen.
Indem es Grenzen spürt und erkennt, ruft das Alter die Bedeutung von Grenzen in Erinnerung. Das sind zunächst Grenzen des Wachstums. Das Alter lehrt, so Muschg, "unser Glück zu finden in dem, was wir lassen können" - im Unterlassen, Ablassen, Loslassen. Das sind sodann Grenzen, derer das Leben selber bedarf. Das Alter lehrt, "dass wir unsere Grenzen als verbindlich betrachten", aber nicht wie Grenzbeamte, sondern ganz anders - wie Künstler: "wie bei einem Kunstwerk die Form", so sind Grenzen, Maß und Gestaltung "der Schlüssel zu einem guten Leben" im Alter (wie übrigens in allen Lebensphasen). Wohingegen unter der Dynamik des Mehr-Mehr-Mehr sich das Leben in einer furiosen Halt-, Maß- und Ziellosigkeit erschöpft.
Das Alter, das gemeinhin mit Morbidität und Mortalität in Verbindung gebracht wird - Adolf Muschg kürt es zur Avantgarde des Lebens und der Lebenskunst. Und was kulturwissenschaftlich besonders reizvoll ist: Adolf Muschg veranschaulicht seine Überlegungen an kulturellen Beispielen aus fern und nah - an afrikanischen Meistern der Lebenskunst ebenso wie an chinesischen Tuschmeistern: "Ich denke [auch] an einige japanische Meister, wunderbare alte Narren, aber auch an den einen oder andern Handwerker oder Gärtner in meiner Nähe." Heute schauen wir auf andere Kulturen immer auch, um von ihnen zu lernen. Und wir schauen, welche Ressourcen unsere eigene Kultur bereithält, damit unser Leben nicht bloß "zwanghaft fortgetrieben wird", sondern um es bewusst zu gestalten, eine Lebenskunst zu entwickeln - gerade im Alter. Als kulturwissenschaftliche Altersforscherinnen und Altersforscher interessieren wir uns besonders für kulturelle Formen, in denen das Alter nicht bloß als eine Belastung, eine Last oder gar als ein "Massaker" erscheint - um das harte Wort eines weiteren großen alten Schriftstellers, Philip Roth, aufzugreifen. W
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Sozialwissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 420 S.
ISBN-13: 9783593505534
ISBN-10: 3593505533
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Zimmermann, Harm-Peer
Kruse, Andreas
Rentsch, Thomas
Redaktion: Zimmermann, Harm-Peer
Kruse, Andreas
Rentsch, Thomas
Herausgeber: Harm-Peer Zimmermann/Andreas Kruse/Thomas Rentsch
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 213 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Harm-Peer Zimmermann
Erscheinungsdatum: 15.04.2016
Gewicht: 0,523 kg
Artikel-ID: 104089139
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Rubrik: Sozialwissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 420 S.
ISBN-13: 9783593505534
ISBN-10: 3593505533
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Zimmermann, Harm-Peer
Kruse, Andreas
Rentsch, Thomas
Redaktion: Zimmermann, Harm-Peer
Kruse, Andreas
Rentsch, Thomas
Herausgeber: Harm-Peer Zimmermann/Andreas Kruse/Thomas Rentsch
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 213 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Harm-Peer Zimmermann
Erscheinungsdatum: 15.04.2016
Gewicht: 0,523 kg
Artikel-ID: 104089139
Sicherheitshinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte