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Beschreibung
"Die Bedeutung der Publikation - außer, daß es ein schönes Geschenkbuch ist und für lokal Interessierte natürlich reizvoll - liegt darin, daß die so außerordentlich vielseitige Persönlichkeit Mendelssohns auch durch seine auf hohem Niveau angesiedelte zeichnerischen Fähigkeiten dokumentiert wird."
Rezensent: Albert Raffelt
In: IFB.
[...] (22. März 2010)
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"Klein (...) gab zunächst das Faksimile des im Schweizer Urlaub des Jahres 1842 entstandenen Zeichenbuches heraus: eindrückliche Beispiele für Mendelssohns Fertigkeit, komplexe Gebirgslandschaften mit Bleistift aufs Papier zu bannen."
In: Österreichische Musikzeitschrift. 7/2009. S. 30.
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"Alles ist so anders, von den Bergformen bis zu den Häusern, daß man es gesehen haben muß, um sich's zu denken [ ... ] denn es giebt einem eine andere Idee vom lieben Herrgott und seiner Natur in ihrer unermeßlichen Schönheit.« Mit diesen begeisterten Worten schilderte Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief an seinen Freund Eduard Devrient die überwältigenden Eindrücke, die er auf seiner Wanderroute durch die Schweiz im Jahre 1831 gewonnen hatte. Im Laufe jener Reise verfasste Mendelssohn ein Tagebuch für seine Familie, in dem neben dem rein protokollarischen Festhalten der Ereignisse mehrmals wahre Lobeshymnen auf die Schweiz anklingen. Weniger beredt, aber nicht minder enthusiastisch, gab Mendelssohn von seinem erneuten Aufbruch in die Schweiz 1842 Zeugnis - in Form einer Sammlung von Zeichnungen, deren Faksimile nun von Hans-Günter Klein im Reichert Verlag unter dem Titel »Felix Mendelssohn Bartholdy Schweizer Skizzenbuch« mit einem deutsch-englischen Kommentar herausgegeben wurde. Die Veröffentlichung des Schweizer Skizzenbuchs zu Beginn des Mendelssohn-Jahres 2009 ist nur ein kleiner, wenn auch beachtenswerter Beitrag in einer langen Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es zeigt den hochbegabten Komponisten von einer anderen Seite seines nicht nur auf die Musik begrenzten künstlerischen Schaffens - als aufmerksamen Beobachter und passionierten Zeichner, der die Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen sammelte, nicht nur in Wort und Ton fasste, sondern sie auch auf zahlreichen Skizzen und Aquarellen einfing. (...) Darüber hinaus gibt die Einführung Aufschluss über Mendelssohns emotionale Verbundenheit mit der Schweiz, die er 1842 bereits zum dritten Mal bereiste und liefert auch einige Informationen zu bestimmten Zeichentechniken, die Mendelssohn anwandte, um das Gesehene in stimmiger Art und Weise wiederzugeben. So veränderte er beispielsweise die Proportionen der Bildgegenstände und ließ diese enger zusammenrücken, was ihm ermöglichte, eine breitere Fläche abzubilden, als sie der Radius des menschlichen Blickfeldes erfassen kann. Diese Malweise lässt die Bildobjekte automatisch zierlicher und eleganter erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. Die Herausgabe des Buches im 24 x 30 cm-Breitformat gleicht sich der Panoramabildfläche der Zeichnungen an. Die Skizzen zieren jeweils die rechte Hälfte einer Doppelseite, während auf der linken Hälfte kurze Anmerkungen stehen, die Auskunft über ihr Entstehungsdatum geben und Erläuterungen zu den Orten liefern, die Mendelssohn als Vorlage dienten. Das großzügige Layout des Buches lässt jede einzelne der Skizzen zur Geltung kommen, so dass sich ihre Wirkung auf den Betrachter voll entfalten kann. Da das Buch eine vollständige Reproduktion des von Mendelssohn gefertigten Skizzenheftes darstellt, enthält es neben meisterlich und fein ausgearbeiteten Zeichnungen auch einige nur aus wenigen Strichen bestehenden, unvollendet gebliebene Skizzen. Dieses Nebeneinander verrät dem Betrachter indirekt etwas über die Aufenthaltsdauer Mendelssohns an den jeweiligen Orten und die Intensität seines Bezugs zu ihnen. Diejenigen Illustrationen, die er detaillierter und mit größerem Zeitaufwand anfertigte, zeigen in der Regel jene Orte oder Landschaften, die bei ihm einen besonders starken Eindruck hinterlassen hatten und an denen er auch länger verweilte. Eine der schönsten Skizzen der Sammlung ist beispielsweise die Abbildung der alten Nussbäume vor einem Kloster in Interlaken, die Mendelssohn bereits im Kindesalter bei seiner ersten Schweizreise mit seinen Eltern im Jahre 1822 in ihren Bann gezogen hatten. Die friedliche Szene zeigt einen Mönch und ein Kind, die im Schatten der mächtigen weitverzweigten Krone eines alten Baumriesen auf einer Bank Zuflucht gefunden haben. Aus der träumerischen und durch den lichter werdenden Hintergrund leicht unwirklichen Atmosphäre des Bildes meint der Betrachter die Stimmung zu erspüren, in welcher Mendelssohn sich befand, als er es malte: Der nostalgische Blick zurück in die Kindheit mischt sich mit der Sehnsucht der romantischen Seele nach einer Erholung des Menschen in der Ruhe der Natur. Die religiösen Elemente verweisen auf das Göttliche in der Natur und eine Möglichkeit der inneren Zwiesprache mit Gott, die aus der Einheit mit ihr erwächst. Das Schweizer Skizzenbuch gewährt einen reizvollen Einblick in Mendelssohns zeichnerische Fähigkeiten und seine Liebe zur Schweiz.
Ein umfassendes Bild des Reisenden Mendelssohn, für den die vielfältigen Impressionen eine kompositorische Inspirationsquelle waren, kann das Schweizer Skizzenbuch jedoch nicht vermitteln, da die in der Einführung gegebenen Hintergrundinformationen für eine tiefer gehende Bezugnahme zu nüchtern-sachlich bleiben. Der aufmerksame Betrachter und Kenner der Musik Felix Mendelssohn Bartholdys mag aus der intensiven Betrachtung der Zeichnungen seine eigenen Schlüsse ziehen hinsichtlich gewisser Parallelen zwischen Mendelssohns Zeichenstil und der Konzeption seiner Kompositionen. Nicht verborgen bleiben wird ihm zweifelsohne das Fehlen jeglicher revolutionärer Bestrebungen Mendelssohns, sei es nun auf dem Gebiet der Komposition als auch auf dem der Malerei. Der stets der Tradition Bachs und Händels verhaftete Komponist, der in seinen Werken allenfalls frühromantische Tendenzen erkennen ließ, lehnte nicht nur die radikalen harmonischen Neuerungen eines Wagner ab, sondern auch die von ihm als »gräuliche Schmierereien« bezeichnete neue Kunstform des Impressionismus. Mendelssohn mag mit einer solchen Diffamierung deren Sinngehalt verkannt haben, doch entsprach sie nun einmal nicht seinem vielleicht etwas konservativ gefärbten, doch gleichwohl klassisch zeitlosen Ideal einer schlichten Eleganz, die es versteht, selbst raueren Elementen Formschönheit zu verleihen und unter deren Maxime sowohl Mendelssohns Kompositionen als auch seine Malerei zu verstehen sind. Auch die exakte, detailverliebte Ausarbeitung der fertig gestellten Skizzen, die jedoch niemals ausartet in eine den Gesamteindruck verfälschende Akribie, lässt die Hand des Komponisten Mendelssohn erkennen. Anregungen für derlei vergleichende Interpretationsansätze sucht man im Eingangstext des Schweizer Skizzenbuchs leider vergebens. Es mag durchaus der Absicht des Verfassers entsprechen, eine mögliche Deutung der Skizzen dem Leser zu überlassen, doch lässt sich daraus gleichzeitig schlussfolgern, dass die Ansicht des Buches ohne ausreichendes Hintergrundwissen zu Leben und Werk Felix Mendelssohn Bartholdys keine tiefere Bedeutung gewinnt als die einer romantischen Bilderreise durch die Schweiz. Empfehlenswert ist dieses Buch daher insbesondere für MendelssohnLiebhaber, die ihre Sammlung um eine bibliophile Kostbarkeit erweitern möchten."
In: Die Tonkunst. 3 (2009) Nr. 2. S. 236-237.
Rezensent: Albert Raffelt
In: IFB.
[...] (22. März 2010)
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"Klein (...) gab zunächst das Faksimile des im Schweizer Urlaub des Jahres 1842 entstandenen Zeichenbuches heraus: eindrückliche Beispiele für Mendelssohns Fertigkeit, komplexe Gebirgslandschaften mit Bleistift aufs Papier zu bannen."
In: Österreichische Musikzeitschrift. 7/2009. S. 30.
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"Alles ist so anders, von den Bergformen bis zu den Häusern, daß man es gesehen haben muß, um sich's zu denken [ ... ] denn es giebt einem eine andere Idee vom lieben Herrgott und seiner Natur in ihrer unermeßlichen Schönheit.« Mit diesen begeisterten Worten schilderte Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief an seinen Freund Eduard Devrient die überwältigenden Eindrücke, die er auf seiner Wanderroute durch die Schweiz im Jahre 1831 gewonnen hatte. Im Laufe jener Reise verfasste Mendelssohn ein Tagebuch für seine Familie, in dem neben dem rein protokollarischen Festhalten der Ereignisse mehrmals wahre Lobeshymnen auf die Schweiz anklingen. Weniger beredt, aber nicht minder enthusiastisch, gab Mendelssohn von seinem erneuten Aufbruch in die Schweiz 1842 Zeugnis - in Form einer Sammlung von Zeichnungen, deren Faksimile nun von Hans-Günter Klein im Reichert Verlag unter dem Titel »Felix Mendelssohn Bartholdy Schweizer Skizzenbuch« mit einem deutsch-englischen Kommentar herausgegeben wurde. Die Veröffentlichung des Schweizer Skizzenbuchs zu Beginn des Mendelssohn-Jahres 2009 ist nur ein kleiner, wenn auch beachtenswerter Beitrag in einer langen Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es zeigt den hochbegabten Komponisten von einer anderen Seite seines nicht nur auf die Musik begrenzten künstlerischen Schaffens - als aufmerksamen Beobachter und passionierten Zeichner, der die Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen sammelte, nicht nur in Wort und Ton fasste, sondern sie auch auf zahlreichen Skizzen und Aquarellen einfing. (...) Darüber hinaus gibt die Einführung Aufschluss über Mendelssohns emotionale Verbundenheit mit der Schweiz, die er 1842 bereits zum dritten Mal bereiste und liefert auch einige Informationen zu bestimmten Zeichentechniken, die Mendelssohn anwandte, um das Gesehene in stimmiger Art und Weise wiederzugeben. So veränderte er beispielsweise die Proportionen der Bildgegenstände und ließ diese enger zusammenrücken, was ihm ermöglichte, eine breitere Fläche abzubilden, als sie der Radius des menschlichen Blickfeldes erfassen kann. Diese Malweise lässt die Bildobjekte automatisch zierlicher und eleganter erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. Die Herausgabe des Buches im 24 x 30 cm-Breitformat gleicht sich der Panoramabildfläche der Zeichnungen an. Die Skizzen zieren jeweils die rechte Hälfte einer Doppelseite, während auf der linken Hälfte kurze Anmerkungen stehen, die Auskunft über ihr Entstehungsdatum geben und Erläuterungen zu den Orten liefern, die Mendelssohn als Vorlage dienten. Das großzügige Layout des Buches lässt jede einzelne der Skizzen zur Geltung kommen, so dass sich ihre Wirkung auf den Betrachter voll entfalten kann. Da das Buch eine vollständige Reproduktion des von Mendelssohn gefertigten Skizzenheftes darstellt, enthält es neben meisterlich und fein ausgearbeiteten Zeichnungen auch einige nur aus wenigen Strichen bestehenden, unvollendet gebliebene Skizzen. Dieses Nebeneinander verrät dem Betrachter indirekt etwas über die Aufenthaltsdauer Mendelssohns an den jeweiligen Orten und die Intensität seines Bezugs zu ihnen. Diejenigen Illustrationen, die er detaillierter und mit größerem Zeitaufwand anfertigte, zeigen in der Regel jene Orte oder Landschaften, die bei ihm einen besonders starken Eindruck hinterlassen hatten und an denen er auch länger verweilte. Eine der schönsten Skizzen der Sammlung ist beispielsweise die Abbildung der alten Nussbäume vor einem Kloster in Interlaken, die Mendelssohn bereits im Kindesalter bei seiner ersten Schweizreise mit seinen Eltern im Jahre 1822 in ihren Bann gezogen hatten. Die friedliche Szene zeigt einen Mönch und ein Kind, die im Schatten der mächtigen weitverzweigten Krone eines alten Baumriesen auf einer Bank Zuflucht gefunden haben. Aus der träumerischen und durch den lichter werdenden Hintergrund leicht unwirklichen Atmosphäre des Bildes meint der Betrachter die Stimmung zu erspüren, in welcher Mendelssohn sich befand, als er es malte: Der nostalgische Blick zurück in die Kindheit mischt sich mit der Sehnsucht der romantischen Seele nach einer Erholung des Menschen in der Ruhe der Natur. Die religiösen Elemente verweisen auf das Göttliche in der Natur und eine Möglichkeit der inneren Zwiesprache mit Gott, die aus der Einheit mit ihr erwächst. Das Schweizer Skizzenbuch gewährt einen reizvollen Einblick in Mendelssohns zeichnerische Fähigkeiten und seine Liebe zur Schweiz.
Ein umfassendes Bild des Reisenden Mendelssohn, für den die vielfältigen Impressionen eine kompositorische Inspirationsquelle waren, kann das Schweizer Skizzenbuch jedoch nicht vermitteln, da die in der Einführung gegebenen Hintergrundinformationen für eine tiefer gehende Bezugnahme zu nüchtern-sachlich bleiben. Der aufmerksame Betrachter und Kenner der Musik Felix Mendelssohn Bartholdys mag aus der intensiven Betrachtung der Zeichnungen seine eigenen Schlüsse ziehen hinsichtlich gewisser Parallelen zwischen Mendelssohns Zeichenstil und der Konzeption seiner Kompositionen. Nicht verborgen bleiben wird ihm zweifelsohne das Fehlen jeglicher revolutionärer Bestrebungen Mendelssohns, sei es nun auf dem Gebiet der Komposition als auch auf dem der Malerei. Der stets der Tradition Bachs und Händels verhaftete Komponist, der in seinen Werken allenfalls frühromantische Tendenzen erkennen ließ, lehnte nicht nur die radikalen harmonischen Neuerungen eines Wagner ab, sondern auch die von ihm als »gräuliche Schmierereien« bezeichnete neue Kunstform des Impressionismus. Mendelssohn mag mit einer solchen Diffamierung deren Sinngehalt verkannt haben, doch entsprach sie nun einmal nicht seinem vielleicht etwas konservativ gefärbten, doch gleichwohl klassisch zeitlosen Ideal einer schlichten Eleganz, die es versteht, selbst raueren Elementen Formschönheit zu verleihen und unter deren Maxime sowohl Mendelssohns Kompositionen als auch seine Malerei zu verstehen sind. Auch die exakte, detailverliebte Ausarbeitung der fertig gestellten Skizzen, die jedoch niemals ausartet in eine den Gesamteindruck verfälschende Akribie, lässt die Hand des Komponisten Mendelssohn erkennen. Anregungen für derlei vergleichende Interpretationsansätze sucht man im Eingangstext des Schweizer Skizzenbuchs leider vergebens. Es mag durchaus der Absicht des Verfassers entsprechen, eine mögliche Deutung der Skizzen dem Leser zu überlassen, doch lässt sich daraus gleichzeitig schlussfolgern, dass die Ansicht des Buches ohne ausreichendes Hintergrundwissen zu Leben und Werk Felix Mendelssohn Bartholdys keine tiefere Bedeutung gewinnt als die einer romantischen Bilderreise durch die Schweiz. Empfehlenswert ist dieses Buch daher insbesondere für MendelssohnLiebhaber, die ihre Sammlung um eine bibliophile Kostbarkeit erweitern möchten."
In: Die Tonkunst. 3 (2009) Nr. 2. S. 236-237.
"Die Bedeutung der Publikation - außer, daß es ein schönes Geschenkbuch ist und für lokal Interessierte natürlich reizvoll - liegt darin, daß die so außerordentlich vielseitige Persönlichkeit Mendelssohns auch durch seine auf hohem Niveau angesiedelte zeichnerischen Fähigkeiten dokumentiert wird."
Rezensent: Albert Raffelt
In: IFB.
[...] (22. März 2010)
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"Klein (...) gab zunächst das Faksimile des im Schweizer Urlaub des Jahres 1842 entstandenen Zeichenbuches heraus: eindrückliche Beispiele für Mendelssohns Fertigkeit, komplexe Gebirgslandschaften mit Bleistift aufs Papier zu bannen."
In: Österreichische Musikzeitschrift. 7/2009. S. 30.
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"Alles ist so anders, von den Bergformen bis zu den Häusern, daß man es gesehen haben muß, um sich's zu denken [ ... ] denn es giebt einem eine andere Idee vom lieben Herrgott und seiner Natur in ihrer unermeßlichen Schönheit.« Mit diesen begeisterten Worten schilderte Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief an seinen Freund Eduard Devrient die überwältigenden Eindrücke, die er auf seiner Wanderroute durch die Schweiz im Jahre 1831 gewonnen hatte. Im Laufe jener Reise verfasste Mendelssohn ein Tagebuch für seine Familie, in dem neben dem rein protokollarischen Festhalten der Ereignisse mehrmals wahre Lobeshymnen auf die Schweiz anklingen. Weniger beredt, aber nicht minder enthusiastisch, gab Mendelssohn von seinem erneuten Aufbruch in die Schweiz 1842 Zeugnis - in Form einer Sammlung von Zeichnungen, deren Faksimile nun von Hans-Günter Klein im Reichert Verlag unter dem Titel »Felix Mendelssohn Bartholdy Schweizer Skizzenbuch« mit einem deutsch-englischen Kommentar herausgegeben wurde. Die Veröffentlichung des Schweizer Skizzenbuchs zu Beginn des Mendelssohn-Jahres 2009 ist nur ein kleiner, wenn auch beachtenswerter Beitrag in einer langen Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es zeigt den hochbegabten Komponisten von einer anderen Seite seines nicht nur auf die Musik begrenzten künstlerischen Schaffens - als aufmerksamen Beobachter und passionierten Zeichner, der die Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen sammelte, nicht nur in Wort und Ton fasste, sondern sie auch auf zahlreichen Skizzen und Aquarellen einfing. (...) Darüber hinaus gibt die Einführung Aufschluss über Mendelssohns emotionale Verbundenheit mit der Schweiz, die er 1842 bereits zum dritten Mal bereiste und liefert auch einige Informationen zu bestimmten Zeichentechniken, die Mendelssohn anwandte, um das Gesehene in stimmiger Art und Weise wiederzugeben. So veränderte er beispielsweise die Proportionen der Bildgegenstände und ließ diese enger zusammenrücken, was ihm ermöglichte, eine breitere Fläche abzubilden, als sie der Radius des menschlichen Blickfeldes erfassen kann. Diese Malweise lässt die Bildobjekte automatisch zierlicher und eleganter erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. Die Herausgabe des Buches im 24 x 30 cm-Breitformat gleicht sich der Panoramabildfläche der Zeichnungen an. Die Skizzen zieren jeweils die rechte Hälfte einer Doppelseite, während auf der linken Hälfte kurze Anmerkungen stehen, die Auskunft über ihr Entstehungsdatum geben und Erläuterungen zu den Orten liefern, die Mendelssohn als Vorlage dienten. Das großzügige Layout des Buches lässt jede einzelne der Skizzen zur Geltung kommen, so dass sich ihre Wirkung auf den Betrachter voll entfalten kann. Da das Buch eine vollständige Reproduktion des von Mendelssohn gefertigten Skizzenheftes darstellt, enthält es neben meisterlich und fein ausgearbeiteten Zeichnungen auch einige nur aus wenigen Strichen bestehenden, unvollendet gebliebene Skizzen. Dieses Nebeneinander verrät dem Betrachter indirekt etwas über die Aufenthaltsdauer Mendelssohns an den jeweiligen Orten und die Intensität seines Bezugs zu ihnen. Diejenigen Illustrationen, die er detaillierter und mit größerem Zeitaufwand anfertigte, zeigen in der Regel jene Orte oder Landschaften, die bei ihm einen besonders starken Eindruck hinterlassen hatten und an denen er auch länger verweilte. Eine der schönsten Skizzen der Sammlung ist beispielsweise die Abbildung der alten Nussbäume vor einem Kloster in Interlaken, die Mendelssohn bereits im Kindesalter bei seiner ersten Schweizreise mit seinen Eltern im Jahre 1822 in ihren Bann gezogen hatten. Die friedliche Szene zeigt einen Mönch und ein Kind, die im Schatten der mächtigen weitverzweigten Krone eines alten Baumriesen auf einer Bank Zuflucht gefunden haben. Aus der träumerischen und durch den lichter werdenden Hintergrund leicht unwirklichen Atmosphäre des Bildes meint der Betrachter die Stimmung zu erspüren, in welcher Mendelssohn sich befand, als er es malte: Der nostalgische Blick zurück in die Kindheit mischt sich mit der Sehnsucht der romantischen Seele nach einer Erholung des Menschen in der Ruhe der Natur. Die religiösen Elemente verweisen auf das Göttliche in der Natur und eine Möglichkeit der inneren Zwiesprache mit Gott, die aus der Einheit mit ihr erwächst. Das Schweizer Skizzenbuch gewährt einen reizvollen Einblick in Mendelssohns zeichnerische Fähigkeiten und seine Liebe zur Schweiz.
Ein umfassendes Bild des Reisenden Mendelssohn, für den die vielfältigen Impressionen eine kompositorische Inspirationsquelle waren, kann das Schweizer Skizzenbuch jedoch nicht vermitteln, da die in der Einführung gegebenen Hintergrundinformationen für eine tiefer gehende Bezugnahme zu nüchtern-sachlich bleiben. Der aufmerksame Betrachter und Kenner der Musik Felix Mendelssohn Bartholdys mag aus der intensiven Betrachtung der Zeichnungen seine eigenen Schlüsse ziehen hinsichtlich gewisser Parallelen zwischen Mendelssohns Zeichenstil und der Konzeption seiner Kompositionen. Nicht verborgen bleiben wird ihm zweifelsohne das Fehlen jeglicher revolutionärer Bestrebungen Mendelssohns, sei es nun auf dem Gebiet der Komposition als auch auf dem der Malerei. Der stets der Tradition Bachs und Händels verhaftete Komponist, der in seinen Werken allenfalls frühromantische Tendenzen erkennen ließ, lehnte nicht nur die radikalen harmonischen Neuerungen eines Wagner ab, sondern auch die von ihm als »gräuliche Schmierereien« bezeichnete neue Kunstform des Impressionismus. Mendelssohn mag mit einer solchen Diffamierung deren Sinngehalt verkannt haben, doch entsprach sie nun einmal nicht seinem vielleicht etwas konservativ gefärbten, doch gleichwohl klassisch zeitlosen Ideal einer schlichten Eleganz, die es versteht, selbst raueren Elementen Formschönheit zu verleihen und unter deren Maxime sowohl Mendelssohns Kompositionen als auch seine Malerei zu verstehen sind. Auch die exakte, detailverliebte Ausarbeitung der fertig gestellten Skizzen, die jedoch niemals ausartet in eine den Gesamteindruck verfälschende Akribie, lässt die Hand des Komponisten Mendelssohn erkennen. Anregungen für derlei vergleichende Interpretationsansätze sucht man im Eingangstext des Schweizer Skizzenbuchs leider vergebens. Es mag durchaus der Absicht des Verfassers entsprechen, eine mögliche Deutung der Skizzen dem Leser zu überlassen, doch lässt sich daraus gleichzeitig schlussfolgern, dass die Ansicht des Buches ohne ausreichendes Hintergrundwissen zu Leben und Werk Felix Mendelssohn Bartholdys keine tiefere Bedeutung gewinnt als die einer romantischen Bilderreise durch die Schweiz. Empfehlenswert ist dieses Buch daher insbesondere für MendelssohnLiebhaber, die ihre Sammlung um eine bibliophile Kostbarkeit erweitern möchten."
In: Die Tonkunst. 3 (2009) Nr. 2. S. 236-237.
Rezensent: Albert Raffelt
In: IFB.
[...] (22. März 2010)
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"Klein (...) gab zunächst das Faksimile des im Schweizer Urlaub des Jahres 1842 entstandenen Zeichenbuches heraus: eindrückliche Beispiele für Mendelssohns Fertigkeit, komplexe Gebirgslandschaften mit Bleistift aufs Papier zu bannen."
In: Österreichische Musikzeitschrift. 7/2009. S. 30.
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"Alles ist so anders, von den Bergformen bis zu den Häusern, daß man es gesehen haben muß, um sich's zu denken [ ... ] denn es giebt einem eine andere Idee vom lieben Herrgott und seiner Natur in ihrer unermeßlichen Schönheit.« Mit diesen begeisterten Worten schilderte Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief an seinen Freund Eduard Devrient die überwältigenden Eindrücke, die er auf seiner Wanderroute durch die Schweiz im Jahre 1831 gewonnen hatte. Im Laufe jener Reise verfasste Mendelssohn ein Tagebuch für seine Familie, in dem neben dem rein protokollarischen Festhalten der Ereignisse mehrmals wahre Lobeshymnen auf die Schweiz anklingen. Weniger beredt, aber nicht minder enthusiastisch, gab Mendelssohn von seinem erneuten Aufbruch in die Schweiz 1842 Zeugnis - in Form einer Sammlung von Zeichnungen, deren Faksimile nun von Hans-Günter Klein im Reichert Verlag unter dem Titel »Felix Mendelssohn Bartholdy Schweizer Skizzenbuch« mit einem deutsch-englischen Kommentar herausgegeben wurde. Die Veröffentlichung des Schweizer Skizzenbuchs zu Beginn des Mendelssohn-Jahres 2009 ist nur ein kleiner, wenn auch beachtenswerter Beitrag in einer langen Reihe von Veranstaltungen, Ausstellungen und Neuerscheinungen zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es zeigt den hochbegabten Komponisten von einer anderen Seite seines nicht nur auf die Musik begrenzten künstlerischen Schaffens - als aufmerksamen Beobachter und passionierten Zeichner, der die Eindrücke, die er auf seinen vielen Reisen sammelte, nicht nur in Wort und Ton fasste, sondern sie auch auf zahlreichen Skizzen und Aquarellen einfing. (...) Darüber hinaus gibt die Einführung Aufschluss über Mendelssohns emotionale Verbundenheit mit der Schweiz, die er 1842 bereits zum dritten Mal bereiste und liefert auch einige Informationen zu bestimmten Zeichentechniken, die Mendelssohn anwandte, um das Gesehene in stimmiger Art und Weise wiederzugeben. So veränderte er beispielsweise die Proportionen der Bildgegenstände und ließ diese enger zusammenrücken, was ihm ermöglichte, eine breitere Fläche abzubilden, als sie der Radius des menschlichen Blickfeldes erfassen kann. Diese Malweise lässt die Bildobjekte automatisch zierlicher und eleganter erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. Die Herausgabe des Buches im 24 x 30 cm-Breitformat gleicht sich der Panoramabildfläche der Zeichnungen an. Die Skizzen zieren jeweils die rechte Hälfte einer Doppelseite, während auf der linken Hälfte kurze Anmerkungen stehen, die Auskunft über ihr Entstehungsdatum geben und Erläuterungen zu den Orten liefern, die Mendelssohn als Vorlage dienten. Das großzügige Layout des Buches lässt jede einzelne der Skizzen zur Geltung kommen, so dass sich ihre Wirkung auf den Betrachter voll entfalten kann. Da das Buch eine vollständige Reproduktion des von Mendelssohn gefertigten Skizzenheftes darstellt, enthält es neben meisterlich und fein ausgearbeiteten Zeichnungen auch einige nur aus wenigen Strichen bestehenden, unvollendet gebliebene Skizzen. Dieses Nebeneinander verrät dem Betrachter indirekt etwas über die Aufenthaltsdauer Mendelssohns an den jeweiligen Orten und die Intensität seines Bezugs zu ihnen. Diejenigen Illustrationen, die er detaillierter und mit größerem Zeitaufwand anfertigte, zeigen in der Regel jene Orte oder Landschaften, die bei ihm einen besonders starken Eindruck hinterlassen hatten und an denen er auch länger verweilte. Eine der schönsten Skizzen der Sammlung ist beispielsweise die Abbildung der alten Nussbäume vor einem Kloster in Interlaken, die Mendelssohn bereits im Kindesalter bei seiner ersten Schweizreise mit seinen Eltern im Jahre 1822 in ihren Bann gezogen hatten. Die friedliche Szene zeigt einen Mönch und ein Kind, die im Schatten der mächtigen weitverzweigten Krone eines alten Baumriesen auf einer Bank Zuflucht gefunden haben. Aus der träumerischen und durch den lichter werdenden Hintergrund leicht unwirklichen Atmosphäre des Bildes meint der Betrachter die Stimmung zu erspüren, in welcher Mendelssohn sich befand, als er es malte: Der nostalgische Blick zurück in die Kindheit mischt sich mit der Sehnsucht der romantischen Seele nach einer Erholung des Menschen in der Ruhe der Natur. Die religiösen Elemente verweisen auf das Göttliche in der Natur und eine Möglichkeit der inneren Zwiesprache mit Gott, die aus der Einheit mit ihr erwächst. Das Schweizer Skizzenbuch gewährt einen reizvollen Einblick in Mendelssohns zeichnerische Fähigkeiten und seine Liebe zur Schweiz.
Ein umfassendes Bild des Reisenden Mendelssohn, für den die vielfältigen Impressionen eine kompositorische Inspirationsquelle waren, kann das Schweizer Skizzenbuch jedoch nicht vermitteln, da die in der Einführung gegebenen Hintergrundinformationen für eine tiefer gehende Bezugnahme zu nüchtern-sachlich bleiben. Der aufmerksame Betrachter und Kenner der Musik Felix Mendelssohn Bartholdys mag aus der intensiven Betrachtung der Zeichnungen seine eigenen Schlüsse ziehen hinsichtlich gewisser Parallelen zwischen Mendelssohns Zeichenstil und der Konzeption seiner Kompositionen. Nicht verborgen bleiben wird ihm zweifelsohne das Fehlen jeglicher revolutionärer Bestrebungen Mendelssohns, sei es nun auf dem Gebiet der Komposition als auch auf dem der Malerei. Der stets der Tradition Bachs und Händels verhaftete Komponist, der in seinen Werken allenfalls frühromantische Tendenzen erkennen ließ, lehnte nicht nur die radikalen harmonischen Neuerungen eines Wagner ab, sondern auch die von ihm als »gräuliche Schmierereien« bezeichnete neue Kunstform des Impressionismus. Mendelssohn mag mit einer solchen Diffamierung deren Sinngehalt verkannt haben, doch entsprach sie nun einmal nicht seinem vielleicht etwas konservativ gefärbten, doch gleichwohl klassisch zeitlosen Ideal einer schlichten Eleganz, die es versteht, selbst raueren Elementen Formschönheit zu verleihen und unter deren Maxime sowohl Mendelssohns Kompositionen als auch seine Malerei zu verstehen sind. Auch die exakte, detailverliebte Ausarbeitung der fertig gestellten Skizzen, die jedoch niemals ausartet in eine den Gesamteindruck verfälschende Akribie, lässt die Hand des Komponisten Mendelssohn erkennen. Anregungen für derlei vergleichende Interpretationsansätze sucht man im Eingangstext des Schweizer Skizzenbuchs leider vergebens. Es mag durchaus der Absicht des Verfassers entsprechen, eine mögliche Deutung der Skizzen dem Leser zu überlassen, doch lässt sich daraus gleichzeitig schlussfolgern, dass die Ansicht des Buches ohne ausreichendes Hintergrundwissen zu Leben und Werk Felix Mendelssohn Bartholdys keine tiefere Bedeutung gewinnt als die einer romantischen Bilderreise durch die Schweiz. Empfehlenswert ist dieses Buch daher insbesondere für MendelssohnLiebhaber, die ihre Sammlung um eine bibliophile Kostbarkeit erweitern möchten."
In: Die Tonkunst. 3 (2009) Nr. 2. S. 236-237.
Details
Erscheinungsjahr: | 2009 |
---|---|
Medium: | Buch |
ISBN-13: | 9783895004834 |
ISBN-10: | 3895004839 |
Sprache: |
Englisch
Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Mendelssohn Bartholdy, Felix |
Komponist: | Mendelssohn-Bartholdy, Felix |
Auflage: | Faksimilie |
Hersteller: | Reichert |
Abbildungen: | 21 schwarz/weiß - Abbildungen |
Maße: | 298 x 240 x 10 mm |
Von/Mit: | Felix Mendelssohn Bartholdy |
Erscheinungsdatum: | 20.01.2009 |
Gewicht: | 0,498 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2009 |
---|---|
Medium: | Buch |
ISBN-13: | 9783895004834 |
ISBN-10: | 3895004839 |
Sprache: |
Englisch
Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Mendelssohn Bartholdy, Felix |
Komponist: | Mendelssohn-Bartholdy, Felix |
Auflage: | Faksimilie |
Hersteller: | Reichert |
Abbildungen: | 21 schwarz/weiß - Abbildungen |
Maße: | 298 x 240 x 10 mm |
Von/Mit: | Felix Mendelssohn Bartholdy |
Erscheinungsdatum: | 20.01.2009 |
Gewicht: | 0,498 kg |
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